Die Hexen sind los!
Interview mit Laura PanzeriBevor sich nächste Woche endlich der Vorhang für WICKED hebt, haben wir mit Laura Panzeri gesprochen – unserer Elphaba! Im Interview erzählt sie, was sie an dieser außergewöhnlichen Rolle und dem Musical fasziniert.
Wie geht es dir damit, Elphaba im Kinofilm auf Italienisch deine Stimme verliehen zu haben – und nun live auf der Bühne auf Deutsch zu spielen?
Es ist ein riesiges Geschenk, diese Figur gleich auf zwei so unterschiedlichen Ebenen verkörpern zu dürfen. Im Studio geht es stark um Stimme, Nuancen, Emotionen im Detail – während ich auf der Bühne nicht nur singe und spreche, sondern auch ganz körperlich in Elphabas Welt eintauche. Dass ich sie zuerst im italienischen Film synchronisiert habe und sie jetzt auf Deutsch live spiele, ist für mich wie eine doppelte Reise durch ihre Seele – und beide Sprachen haben mir jeweils andere Aspekte von ihr eröffnet.
Wie siehst du deine Figur? Was macht ihre Stärken und Schwächen aus? Gibt es Aspekte, die dir in deiner Verkörperung schwerer fallen?
Elphaba ist für mich ein Sinnbild für Mut und Integrität. Sie geht unbeirrbar ihren Weg, auch wenn er schmerzhaft ist – und sie stellt sich gegen Ungerechtigkeit, auch wenn das bedeutet, dass sie allein dasteht. Ihre größte Stärke ist genau das: ihre Loyalität gegenüber dem, was sie für richtig hält. Gleichzeitig ist genau das auch ihre Schwäche, denn sie kämpft oft zu sehr allein, lässt kaum jemanden an sich heran.
Die größte Herausforderung für mich ist, diese innere Zerrissenheit glaubhaft zu zeigen – diese Balance zwischen Verletzlichkeit und Stärke, Idealismus und Wut.
Wie siehst du Elphabas Verhältnis zu Glinda?
Ihre Beziehung ist für mich das emotionale Herzstück des Stücks. Natürlich necken sie sich und machen sich das Leben gegenseitig schwer – aber darunter liegt eine echte, tiefe Zuneigung. Was mich besonders berührt, ist, wie sehr sich beide weiterentwickeln durch diese Verbindung. Am Ende erkennen sie in einem Blick, dass wahre Liebe bedeutet, den anderen nicht festzuhalten, sondern ihm seinen Weg zu lassen, selbst wenn das bedeutet, getrennte Wege zu gehen. Diese Szene ist für mich ein Manifest der Selbstlosigkeit: zu wissen, dass man jemanden liebt – und die Person gehen lässt, weil das das Beste für sie ist.
Welche Musiknummern in WICKED gefallen dir besonders gut?
Ich liebe die großen Ensemblenummern – sie sind jedes Mal überwältigend. Diese Klangfülle, diese Energie… sie tragen die Geschichte mit und erzeugen eine Wucht, die mich körperlich spüren lässt, wie besonders dieser Moment ist.
Wenn ich an Elphabas Soli denke, liegt mir besonders “Gutes tun” am Herzen. Der innere Konflikt, der sich da entlädt – das emotionale Crescendo, die dramatische Steigerung – ist musikalisch unglaublich intelligent gebaut. Die Musik übersetzt exakt, was in ihr passiert: die Wut, die Enttäuschung, das Gefühl von Verrat – und daraus entsteht dieser Wendepunkt, an dem sie sagt: Wenn ihr mich für böse haltet, dann sei es so. Es ist fast wie gesprochene Musik – oder Musik, die das Unsagbare ausdrückt. Für mich ein absolutes Meisterwerk.
Weißt du schon, wie lange es dauert, bis du dich in der Maske in Elphaba verwandelt hast – und wieder in Laura zurück?
Die Verwandlung dauert ungefähr 90 Minuten – Make-up, Haare, Kostüm, Mikroport – alles muss perfekt sitzen. Es ist ein richtiger Prozess, der mir hilft, auch innerlich in die Rolle zu finden. Und umgekehrt dauert es fast genauso lange, bis ich nach der Vorstellung wieder ganz “Laura” bin. Aber ehrlich gesagt… ein bisschen Elphaba bleibt immer bei mir.
Ab 1. Oktober können Sie Laura Panzeri dann endlich auf der Bühne des Stadttheaters live erleben!